Smarte Jugendarbeit Info Plattform

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Unterschiedliche Haltungsytpen Smarter Jugendarbeit

Optimistisch-machend: „Ich lasse mich gern überzeugen von neuen Medien und nutze die dann auch selber und setze mich damit auseinander.“

Fachkräfte mit einer optimistisch-machenden Haltung haben sich mit vielen Fragen, die die smarte Jugendarbeit betreffen, bereits aktiv auseinandergesetzt. Sie bringen eine offene, sich einlassende Haltung hinsichtlich digitaler Lebenswelten junger Menschen und ihren Medienpraktiken mit. Häufig werden die Jugendlichen als Expert:innen eben dieser Lebenswelten explizit adressiert. Es lässt sich dementsprechend auch von einer handlungsorientierten Haltung sprechen, denn die Fachkräfte probieren gerne Neues aus und bewerten erst im Nachhinein den möglichen Erfolg. Das wird durch eine hybride Vorstellung von Sozialräumen ergänzt, also durch eine produktive Verknüpfung virtueller und physischer Welten und Arrangements. Damit wird smarte Jugendarbeit zur Chance, das eigene Professionsfeld aktiv neu zu gestalten. Auf organisationaler bzw. Team-Ebene gelingt es diesen Fachkräften weitgehend gut, digitale Kommunikationsmedien in den Arbeitsalltag zu integrieren, allerdings überfordern sie ihre Kolleg:innen damit regelmäßig. Sie nehmen eine Vorreiter:innenrolle ein, wobei ihnen ein gutes Nutzungserleben und Praktikabilität digitaler Tools oftmals wichtiger ist als datenschutzrechtliche Fragen. 

Pragmatisch-reagierend: „Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass wir die Jugendlichen dort abholen, wo sie sich befinden.“

Fachkräfte mit einer pragmatisch-reagierenden Haltung sind häufig davon überzeugt, dass die Profession der Sozialen Arbeit bzw. die Jugendarbeit die notwendigen Mittel und Wege bereithält, um auf Veränderungen, die durch Digitalisierungs- und Mediatisierungsprozesse entstehen, reagieren zu können. Die neuen, digitalen und hybriden Lebenswelten der Jugendlichen werden akzeptiert und es herrscht der Wille vor, diese so weit wie nötig aus der Perspektive der Jugendarbeit zu erschließen. Es handelt sich um einen zielgruppen- oder auch alltagsorientierten Ansatz. So lässt sich von einer ergänzend-hybriden sozialräumlichen Perspektive sprechen, die klassische sozialräumliche Merkmale auf den virtuellen Raum überträgt. Smarte Jugendarbeit ist also sozialräumlich und lebensweltorientiert ausgerichtet. Digitale Kommunikationsmedien oder Arbeitstools werden als Mittel zum Zweck einer guten, von den Jugendlichen akzeptierten Jugendarbeit eingesetzt.

Skeptisch-abwägend: „Ich arbeite mit dem, was ich kriege oder was ich wahrnehme. Und ich habe es wirklich schwer, mir in diesem virtuellen Raum so eine Wahrnehmung zu erarbeiten.“

Fachkräfte mit einer skeptisch-abwägenden Haltung erkennen auf der einen Seite die Möglichkeiten digitaler Medien und smarter Jugendarbeit, auf der anderen Seite haben sie die Befürchtung, dass elementare zwischenmenschliche Beziehungen, auf die die Jugendarbeit baut, verloren gehen könnten. So befindet sich dieser Haltungstyp in einem permanenten Prozess des Abwägens, ob jugendliche Lebenswelten für eine neue Jugendarbeit erschlossen oder als geschützte, „pädagogikfreie Räume“ unangetastet bleiben sollen. Gerade weil auch ernüchternde Erfahrungen mit digitalen Angeboten oder Kontakten gemacht wurden, scheint eine (bewahr-)pädagogische Begleitung der Adressat:innen in ihrer Medienpraxis wichtig. Physische und virtuelle Räume werden häufig in Konkurrenz gesetzt und die virtuellen Räume haben im Abwägungsprozess das Nachsehen, weil Fachkräfte sich hier nicht so sicher fühlen. Diese Unsicherheit führt dazu, dass – obwohl die Möglichkeiten virtueller Welten und Kommunikationswege durchaus gesehen und gerade privat gerne genutzt werden – die Angst vor einer reinen virtuellen Jugendarbeit als negativer (Zukunfts-)Horizont entsteht. Bestärkt wird dies durch die Wahrnehmung eines zusätzlichen Zeitaufwandes für die Integration und Nutzung digitaler Medien in den Arbeitsalltag, insb. auf organisationaler Ebene.

Skeptisch-entschieden: „Ich will, dass ihr vorbeikommt oder ich zu euch komme, dass wir das face-to-face haben und miteinander reden, ganz einfach, ganz normal.“

Fachkräfte mit einer skeptisch-entschiedenen Haltung teilen einige Sichtweisen des voranstehenden skeptisch-abwägenden Haltungstyps, sind aber in ihrer Beurteilung der Auswirkung von Digitalisierungsprozessen in der Jugendarbeit deutlich entschiedener. Sie stehen virtuellen Lebenswelten von Jugendlichen distanziert gegenüber, begründet entweder durch die bewusste Schwerpunktsetzung auf nicht-digitale Angebote, durch negative Erfahrungen bei der eigenen Nutzung digitaler Medien oder schlicht durch fehlende Erfahrungen aufgrund bewusster Nicht-Nutzung. Die fehlende körperliche Nähe im Virtuellen wird als Verlust eines Basiselements von Jugendarbeit bewertet und der Face-to-face-Kontakt grundsätzlich vorgezogen. So wird auch konsequent zwischen physischen und virtuellen Räumen und Kontaktmöglichkeiten dichotom unterschieden. Ausgehend von einer klaren Mensch-Technik-Differenz soll digitale Technik in einer Jugendarbeit, die über Beziehungsarbeit mit Menschen arbeitet, nicht oder zumindest sparsam eingesetzt werden. Smarte Jugendarbeit wird dagegen als eine technisierte Jugendarbeit aufgefasst, die Zwischenmenschliches unter Umständen bedroht. Deshalb ist das Interesse groß, an bewährten Abläufen als sichere routinierte Praxis im Arbeitsalltag und auf organisationaler Ebene festzuhalten.

Kritisch reflektierend–voraussetzungsvoll: „Menschen zu befähigen, ihr eigenes Nutzungsverhalten zu reflektieren und bewusst einzusetzen.”

Fachkräfte mit einer kritisch reflektierend-voraussetzungsvollen Haltung zeichnen sich durch einen hohen Reflexionsgrad gegenüber Digitalisierungs- und Mediatisierungsprozessen aus, und zwar mit dem Anspruch, die Entwicklungen einer smarten Jugendarbeit selbst souverän mitzugestalten. Die Lebenswelten junger Menschen werden analysiert und hinsichtlich ihrer Medienpraktiken kritisch bewertet, wobei die Jugendlichen selbst häufig als unkritische Konsument:innen wahrgenommen werden. Im Rahmen der Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen spielt Aufklärung eine entscheidende Rolle und es wird handlungsorientiert gearbeitet mit dem Ziel, junge Menschen zu einem souveränen Umgang mit den digitalen Medien zu befähigen. Wichtig ist dabei vor allem die Auseinandersetzung mit – und gemeinsame Gestaltung von – datenschutzkonformen und nicht-kommerziellen virtuellen Räumen, so dass ein klarer Fokus auf den virtuellen Räumen liegt, die in dieser Perspektive der Rechtssicherheit physischer Räume hinterherhinken. Smarte Jugendarbeit hat dann das Ziel, gemäß ihrer Verortung in der Profession der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession die digitale Mündigkeit der Jugendlichen zu fördern. So ist den Fachkräften selbst ein souveräner und verantwortungsbewusster Umgang mit digitalen Medien im Privaten wie im Arbeitskontext wichtig; und datenschutzkonforme Kommunikationsmedien und Tools erhalten den Vorrang, selbst wenn deren Etablierung und Durchsetzung gegenüber den Jugendlichen und Kolleg:innen sich als schwierig gestaltet.